Tour: Unbekanntes Gipfelglück

Tour: Unbekanntes Gipfelglück

Juli 2, 2018 Aus Von AnneAnke

Auf Karten schmählich ignoriert: der Schafwisspitz (1987 m) im Säntisgebiet. Kein markierter Weg führt hoch, man muss sich den Gipfel verdienen – das perfekte Ziel für Individualisten und Einsamkeitssuchende.

Während man dem nur einen Meter niedrigeren Lütispitz daneben über den Normalweg vergleichsweise einfach aufs Dach steigen kann, ist hier etwas pfadfinderisches Geschick angesagt, ohne dass es gleich zu schwierig wird. Die Belohnung ist eine schöne Bergkulisse, die wie so oft im Toggenburg eine harmonische Balance findet zwischen Nutzung als Viehweide und wilder Natur. Außerdem selektiert die fehlende Markierung des Pfades die Wanderer ganz ordentlich, so dass man meistens allein mit Ziegen, Schafen und Kühen unterwegs ist.

Los geht’s

Die Runde startet am Parkplatz in Laui (5 Fr./Tag für Autos, Campingbusse und Wohnmobile neuerdings 20 Fr.) und führt zunächst hinter ins Tal an der Säntisthur entlang zwischen den Gebäuden des Alpli hindurch, dann ansteigend bis zur kleinen Alpsiedlung Trosen. Ab hier läuft man über Wiesen anstatt auf Fahrwegen und spätestens mit Überwindung eines Felsriegels auf ca. 1400 m ist es dann vollends ein Bergwanderweg.

Nach Schrenit…

Am Klettergarten zu Fuße des Stoss vorbei windet sich der Weg durch felsiges Terrain nach oben, bis man auf ca. 1600 m auf den Schafweiden der Alpe Schrenit angekommen ist (etwas oberhalb des Weges befindet sich eine Quelle). In leichtem Auf und Ab strebt man den zwei Hütten zu, über denen eindrucksvoll der Schwarzchopf thront.

…und Mutteli

Mit ein wenig Höhenverlust geht es jetzt schön am Hang entlang mit bestem Blick zu den Churfirsten zur Alpe Mutteli (Vorsicht – es gibt zwei: das erste kleine Häuschen ignorieren, man muss bis kurz vor den großen Hof gehen). Auf ca. 1570 m zweigt jetzt nach rechts in die Weide eine Wegspur ab, die zuerst sehr deutlich, dann eher etwas nach Gefühl durch die Wiese hoch zum Einschnitt des Tälchens führt.

Man hält sich rechts des eventuell vorhandenen Altschneefeldes in der Rinne, um dann auf ca. 1720 m nach links zu queren. Hier leitet einen der unmarkierte, aber eindeutige Weg auf clevere Art durch den Hang nach links weiter hinauf, bis man auf ca. 1800 m auf eine schöne Trockensteinmauer mit Durchschlupf trifft.

Ein befestigter Weg führt geradeaus zu zwei nicht mehr genutzten Hütten auf der „Schofwis“ mit eindrucksvoller Doline daneben. Der Schafwisspitz lässt sich aber am Besten ersteigen, indem man der Mauer nach rechts folgt und dabei ziemlich genau den niedrigsten Punkt des Grates bei 1920 m ansteuert.

Endlich oben

Am Grat, der nach Norden hin steil zur Säntisalp abfällt, bewegt man sich in Falllinie zum Kreuz auf 1987 m und ist damit ganz oben angekommen. Es bieten sich ungewöhnliche Blicke von der Seite auf den Säntis, das Appenzeller Voralpenland mit Bodensee und im Südwesten kann man hinter dem Speermürli eine Ecke des Zürichsees entdecken. Das Panorama geht aber auch in die andere Himmelsrichtung beeindruckend weiter: die sieben Churfirsten, dahinter das Glärnisch und auch das Rheintal und die Schesaplana lassen grüßen.

Tipp: Ein kleiner Nervenkitzel ist die Überschreitung des Schafwisspitz Richtung Lütispitz, die mit einem großen Schritt auf den Nebengipfel startet. Wirklich nur empfohlen für sehr erfahrene und trittsichere Wanderer, wegloses und absturzgefährdetes Gelände!

Und wieder runter

Ewig könnte man es hier oben aushalten, aber immerhin lockt der Rückweg mit schönen Blicken, für die man beim Aufstieg keine Zeit hatte. Man steigt wieder ungefähr entlang der  Mauer ab bis zum Durchlass, quert den Hang, geht die Rinne dieses Mal links vom Schneefeld hinunter und wird höchstwahrscheinlich bald von neugierigen Ziegen und Kühen oberhalb von Mutteli begrüßt. Hier kann man, je nach Jahreszeit, kurz einkehren und etwas trinken oder sogar selbstgemachten Ziegenkäse kaufen.

Danach gewinnt man wieder einige Höhenmeter und läuft dann wie auf einer Aussichtsterrasse Richtung Gräppelensee. Man trifft bei ca. 1580 m auf einen breiten Fahrweg, dem man noch für ca. 4 km  ins Tal zurück nach Laui folgt.

Tipp: Hier wohnt ein Luchs! Obwohl die Gegend reichlich von Alpwirtschaft genutzt wird, gibt es eine kleine, bestätigte Luchspopulation in den Wäldern oberhalb des Weges.

Bilder

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  • Länge: ca. 12 km
  • Aufstieg/Abstieg: ca. 1100 Hm
  • Höchster Punkt: ca.  1989 m
  • Typ: Rundweg
  • Start/Ziel: Parkplatz Laui, Unterwasser, Toggenburg, Schweiz
  • Anforderungen: mittelschwere Wanderung ohne technische Schwierigkeiten, am Gipfel sollte man schwindelfrei sein (T2-3)
  • Beste Jahreszeit: Juni bis September (ohne Gipfel in schneearmen Jahren von April bis November)