Tour: Unterwegs wie die Gämsen

Tour: Unterwegs wie die Gämsen

September 7, 2018 Aus Von AnneAnke

Das schöne Valnontey wird bei dieser langen Tour fast komplett durchwandert: zuerst Aufstieg zum beliebten Rifugio Sella auf dem Alta Via 2, dann eine luftige Kreuzung weit oben im Hang und schließlich eine entspannte Wanderung am wilden Fluss entlang zurück.

Wenn man auf diesem Weg zurückblickt, fragt man sich ernsthaft wo man herkommt. Er ist nämlich so schmal und schmiegt sich so an den Hang, dass man wenige Meter später nicht mehr weiß, wo man da jemals gelaufen sein soll. Schwindelfreiheit ist hier definitiv gefragt! Belohnt wird man dafür mit tollen Tiefblicken ins Tal und einer abwechslungsreichen, einmaligen Berglandschaft voller Gämsen – die wahrscheinlich müde lächeln angesichts unserer tapsigen Versuche im Gebirge zu wandern…

Los geht’s

Gestartet wird in Valnontey am großen Parkplatz. Man geht zur Brücke über den Fluss und folgt den Schildern in Richtung Botanischer Garten „Paradisia“. Eventuell hat man hier schon die Chance auf die ersten Gämsen des Tages!

Tipp: Ein Besuch des kleinen alpinen Gartens ist sehr lohnenswert. Es gibt auch eine spannende Ecke mit den häufigsten Gesteinsarten des Tals zu Anfassen.

Der zunächst etwas monotone Weg führt an einem Wasserfall vorbei stetig nach oben. Wenn man die ersten Ruinen von alten Alpgebäuden erreicht hat, befindet man sich auf der Ebene, die man von unten gerade noch so sehen kann. Alles was jetzt folgt, öffnet einem die Augen dafür, was man verpasst im Tal: steile Hänge, senkrecht gestapelte Felsschichten und wie es scheint, endlose Serpentinen auf dem Alta Via 2. Die Beliebtheit des Weges tut seiner Schönheit keinen Abbruch, auch wenn man sich ihn meistens mit vielen, vielen Menschen teilen muss.

Das erste Gebäude, das in Sicht kommt, ist leider noch nicht das Rifugio Vittorio Sella, sondern das kurz davor befindlich Casotto Lauson der Parkranger. Doch von hier geht es fast eben zu den einladenden Gebäuden des Rifugio, wo man schön einkehren kann (oder auch nur die Flaschen füllen am Brunnen im Hof).

Ab in die Ruhe

Die meisten anderen Wanderer gehen von hier auf dem Alta Via 2 weiter zum Col du Lauson, doch wir biegen nach links ab Richtung Casolari d’Herbetet. Nur wenig nach dem Trubel des Rifugios taucht man hier ein in eine karge und doch sehr farbenfrohe Bergwelt. Über felsige, kunstvoll angelegte Wege gelangt man zum hübschen Laghetto di Lauson, in dem sich die umliegenden Gipfel spiegeln. Nun auf gleichbleibender Höhe quert man unter den roten Schutthalden des Bec du Vallon, vorbei an einer reizenden Flussebene, wo man auch wieder viele Gämsen treffen kann.

Luftig und wunderschön

Ab hier geht’s dann los mit den Partien, die Schwindelfreiheit erfordern. Der Weg wird nur noch zwei Fuß breit, der Hang steiler und die Blicke gigantischer, sowohl nach unten 1000 m tief ins Tal als auch nach vorne zu den Gletschern, die große Teile der bis zu 4000 m hohen Gipfel bedecken. Es folgt eine gesicherte Stelle unterhalb des Bec du Vallon, die mit Seilen und einer Holzrampe entschärft ist. An einer zweiten Stelle helfen Metalltritte über eine kleine Felsenstufe und man muss den Torrente Gran Vallon überqueren, der keine Brücke hat. Allerdings ist das auf Trittsteinen relativ einfach möglich.

Weg? Welcher Weg?

Immer weiter schlängelt sich der Weg so eng an den Hang, dass man auch in der Vorausschau nur selten erahnen kann, wo man bald schon laufen wird. Auf der kühn angelegten Trasse bewegt man sich durch eine schroffe und zugleich überwältigend schöne Landschaft immer mit Blick auf den vergletscherten Talschluss. Den kann man ganz besonders genießen auf dem kleinen Plateau Pian di Ressello kurz vor den Casolari. Von hier sieht man nämlich auch noch weiter in Richtung Gran Paradiso, der gleich hinter den anderen Bergen verschwinden wird.

Etappenziel erreicht

Die Casolari selbst sind ein paar kleine Hüttchen und das nicht zugängliche Casotto d’Herbetet, das für die Ranger des Nationalparks reserviert ist, auf 2440 m. Am Brunnen bietet sich die Chance auf willkommene Abkühlung. Von hier steigt man nun in sehr kommod angelegten, weiten Serpentinen ins Tal hinab und verliert rasch an Höhe.

Und wieder zurück

Nach ca. 3 km kommt man zu den Wegweisern auf 2030 m, wo der Weg von der Alpe Money auf unseren stößt. Der Rückweg nach Valnontey ist eindeutig: immer am Fluss entlang!

Bilder

Karte und Info

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  • Länge: ca. 20 km
  • Aufstieg/Abstieg: ca. 1200 Hm
  • Höchster Punkt: ca.  2671 m
  • Typ: Rundweg
  • Start/Ziel: Valnontey, Gemeinde Cogne, Aostatal, Italien
  • Anforderungen: lang, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit absolut erforderlich (T3).
  • Beste Jahreszeit: Juni bis September