Tour: Monte Limidario (Valle Cannobina, Italien)

Tour: Monte Limidario (Valle Cannobina, Italien)

April 3, 2022 Aus Von AnneAnke

Grenzüberschreitender Gipfel mit umwerfendem Panorama

Der Lago Maggiore gilt meistens als Frühjahrsziel für das nahe Süddeutschland, wenn bei uns noch der Schnee liegt. Auf 200m blühen bereits Bäume, an der Promenade in Cannobio lässt sich schon das erste Eis essen – mit Blick auf die hohen Berge über den schier unendlichen Wäldern des Valle Cannobinas. Es sind satte 2000 Höhenmeter, die die Gipfel über dem See thronen, und wer hier wandern will, muss schon ziemlich schwitzen.

Diese lange Rundtour führt durch verschiedenste, abwechslungsreiche Landschaften herausfordernd an die Grenze zur Schweiz und drüber, um auf dem Monte Limidario mit einem gigantischen Rundumblick zu belohnen.

Los geht’s

Unsere Rundtour startet im kleinen Bergdorf Spoccia, das wie der vielzitierte Adlerhorst auf 800m am Hang klebt. Auf dem überschaubaren Parkplatz am Ende der kurvigen Straße stellt man das Auto ab und läuft dann zu Fuß durch das verwinkelte Treppendorf auf der Haupt“straße“ (ein alter Steinweg, stellenweise nur etwas mehr als schulterbreit) zum Friedhof. Hier sollte man sich noch kurz Zeit nehmen, um die beeindruckende Treppe hinauf zum Gräberfeld zu würdigen, die in der für die Gegend typischen Bauweise aus senkrechten Steinen gelegt ist.

Tipp

Ein kleiner Rundgang durch die Gräber ist auch informativ. Die Familiennamen, z. B. Dellamorata, findet man immer noch im Dorf auf den Klingelschildern, und der Blick ins Tal ist besonders bei Sonnenuntergang wunderschön.

Durch die Hänge des Monte Zuccaro

Nachdem man das Dörfchen verlassen hat, bewegt man sich auf schmalem Pfad am Hang entlang durch Esskastanienwald zu ein paar alten Häusern, manche von ihnen bereits verfallen. Hier findet man einen Wegweiser nach rechts, der die weitere Tour als „Per esperti“ (= für Experten) beschreibt. Durchaus berechtigt, denn der Weg wird genau breit genug für zwei Füße, und das alles stellenweise steil und recht ausgesetzt.

Man steigt nun zunehmend durch lichten Buchenwald auf, und es ergeben sich immer mehr Blicke auf die gegenüberliegende Felsbastion der Rocce del Gridone, des westlichen Fortsatzes unseres Berges, der im Monte Torriggia endet.

Wenn man oben an der Hangkante angekommen ist, muss man kurz aufpassen, um nicht aus Versehen nach links zu einsamen Häuschen abzusteigen, sondern den Markierungen nach rechts hoch über den Rücken zu folgen. Ab hier wird der Steig etwas schwieriger, und einige Ketten helfen dabei, kleine Bachläufe sicher zu überqueren.

Auf zum Pass „Catta Mergugna“

Die Schlüsselstelle der Tour hat man erreicht, wenn man vor einer Felsstufe mit einem prüfenden Blick feststellt, dass der Weg ziemlich weit oberhalb weitergeht. Die Lösung für dieses Problem sind erneut Ketten, die so angebracht sind, dass die kleine Kraxelei in einer kurzen Rinne leicht zu erledigen ist (Stöcke am besten einpacken für diesen Abschnitt).

Nach einem wunderschönen Blick ins Tal vom ausgesetzten Weg muss man sich auf ein neues Gehgefühl einstellen, nämlich verblocktes Gelände, wo die Felsen kreuz und quer liegen. Am besten den Markierungen über die von grünen Landkartenflechten überzogenenen Steine folgen, bis man diesen abwechslungsreichen Teil zu Gunsten eines grasigen Hanges hinter sich lässt.

Man erreicht nun innerhalb kurzer Zeit den Pass, ab dem man nicht mehr ins Tal unterhalb des Rocce del Gridone blickt, sondern erstmals den Talkessel unterhalb des Monte Limidarios sieht. Damit ist die Umrundung des Monte Zuccaro, durch dessen Flanken man sich bisher gearbeitet hat, zur Hälfte geschafft. Das letzte fehlende Stück erledigt man auf dem Rückweg. Jetzt geht es erst mal weiter Richtung Gipfelkreuz!

Zu Füßen des Monte Madòn

Auf der kleinen Passhöhe von Catta Mergugna kann man kurz Pause machen und sich den weiteren Weg der Tour ansehen (unseren Gipfel sieht man allerdings noch nicht). Von hier aus geht es links zur Alpe Quadra, einer verfallenen Alpsiedlung mit einem perfekt gelegenen Bivacco (unterer Weg), der obere Weg führt an den Hütten vorbei. Egal für welche Variante man sich entscheidet, danach begibt sich man auf steilen Grashängen langsam Richtung des markanten Monte Madòn (2135m, nicht auf allen Karten eingezeichnet, oberhalb der Quelle „Sorgente del Fornale“). Dafür arbeitet man sich Stück für Stück am „Testa Fornai“ (1884m) vorbei bis man in den Talkessel unter der „Bocchetta Fornale“ blickt (gelber Wegweiser auf dem Grat von Weitem sichtbar).

Tipp

Die Quelle „Sorgente del Fornale“ ist nur einen kurzen Abstecher (5 Min.) vom Weg entfernt (auf ca. 1950m, ausgeschildert). Außer wenn es sehr trocken ist, kann man hier seinen Wasservorrat auffüllen – es ist reinstes Quellwasser!

Auf den Gipfel

Man kann darüber streiten, ob es besser ist, das Ziel nicht zu früh zu sehen, weil sich dann der Weg dorthin manchmal zieht wie Kaugummi. In unserem Fall haben wir das Gipfelkreuz schon lange entdeckt, während wir uns Stück für Stück durch immer felsigeres Gelände vorarbeiten. Der schmale Pfad läuft den Talkessel unterhalb des Monte Limidario aus und erklimmt auf ca. 2050m den Grat und damit die schweizer Grenze. Je nach Jahreszeit beeindruckt der Berg nun zusätzlich mit einer schneebedeckten Nordseite, die ihn gleich noch mal abweisender macht. Aber keine Sorge, auch wenn der Schnee die Kettenhalterungen verbogen hat wie Spaghetti, der Weg über das griffige Gestein ist gut zu finden und für Schwindelfreie ohne Probleme zu bewältigen.

Tipp

Kleine Grenzüberschreitung gefällig? Die Grenze zwischen Italien und der Schweiz läuft genau auf dem Grat, daher hat der Berg auch seinen Namen (Limidario kommt von limes, ‚Grenze‘).

Das große rote Kreuz auf 2189m schließlich lässt keinen Zweifel daran, dass wir nun endlich oben sind. Der Rundumblick ist so fantastisch, dass man gar nicht weiß, wohin man zuerst schauen soll: auf den Lago Maggiore, satte 2000m unter uns? Auf die Gipfel des Nationalparks Val Grande im Süden? Das Centovalli langgestreckt direkt vor unseren Füßen? Die unbekannten, aber zahlreichen Berge in der Lombardei? Oder doch die hohen, schneebedeckten Giganten in den Tessiner Alpen wie die Adula (3402m) oder der Basòdino (3273m), noch übertroffen von Aletschhorn (4195m) und Finsteraarhorn (4274m) im Wallis? Mit etwas Glück kann man sogar die alles überragende Dufourspitze, mit 4634m höchster Berg der Schweiz, im Westen sehen, neben der die nicht gerade niedrigen Spitzen des Lagginhorns (4010m) und des Monte Leone (3552m) klein wirken.

Tipp

Wer schon vorab wissen will, wie das aussieht, sollte sich das gezeichnete Panorama bei Peakfinder ansehen!

…und wieder zurück

Dieses Mal ist es noch schwieriger, sich loszureißen, denn das Panorama beeindruckt auf jeder Seite mit seinem ganz eigenen Charakter. Und der direkt vor uns liegenden Monte Faierone (1706m) lockt mit der Aussicht, hoch über dem Lago Maggiore direkt nach Cannobio an seinem Ufer abzusteigen, um sich dort ein Eis an der Promenade zu gönnen. Ein anderes Mal vielleicht, wenn man die Alta Via Gridone (eine mehrtägige Tour mit Überschreitung des Rocce del Gridone) läuft… heute gehen wir zunächst wieder auf dem gleichen Weg hinab bis zum Pass „Catta Mergugna“ und genießen nun die Aussicht zum Nationalpark Val Grande hin, den prominenten Monte Zeda (2156m) direkt vor Augen.

Von Tre Confini zur Kapelle di Lego

Von hier aus folgt ein Stück auf einem breiten Fahrweg, der an der Alpe Spoccia vorbeführt. Der etwas eintönige Abschnitt entschädigt mit Blicken zum Lago Maggiore und zurück zu unserem Gipfel – da sieht man, was man schon getan hat! Entspannt geht es ca. 2km bergab bis zur Wegkreuzung „Tre Confini“ auf 1334m und man biegt scharf rechts ab in den ausgeschilderten Weg nach Spoccia über die Capella di Lego.

Über eine paar abenteuerliche aber stabile Brücken, nun durch Birkenwald, steigt man weiter ab bis zur hübsch restaurierten Kapelle di Lego auf 1134m. Von hier aus dominiert der Monte Riga (1239m) direkt gegenüber und man genießt noch einmal die herrliche Aussicht.

Finaler Rückweg nach Spoccia

Jetzt ist nicht mehr weit bis man wieder am Ausgangsort in Spoccia angekommen ist. Einmal muss man noch aufmerksam sein und bei einer Weggabelung den linken, unteren nehmen, dann geht es wie am Anfang durch alte Esskastanienhaine hinab. Je näher man ans Dorf kommt, desto zahlreicher und besser erhalten werden die Steinhäuser. Ein Plattenweg schlängelt sich elegant leicht oberhalb des Ortes bis zu einer markanten Rechtskurve. Ab hier läuft man wieder durch Spoccias enge Gassen und steigt auf in den Fels gehauenen Treppen vollends ab bis zur Hauptstraße. Nach links geht es in wenigen Metern zum Parkplatz, unserem Ziel.

Bilder

Karte und Info

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  • Länge: ca. 14,7 km
  • durchschnittliche Gehzeit ohne Pausen: ca. 7,5 h
  • Aufstieg/Abstieg: 2800 Hm (Auf: 1400 Hm, Ab: 1400 Hm)
  • Höchster Punkt: ca. 2189 m
  • Typ: Rundweg
  • Start/Ziel: Parkplatz Spoccia, Valle Cannobina, Italien
  • Anforderungen: sehr gute Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich, etwas absturzgefährdet am Gipfel (T3).
  • Anspruch: schwarz (schwierig)
  • Beste Jahreszeit: Frühjahr und Herbst (je nach Schneelage)