Zeit zu lesen: Mit 80 Karten durch die Schweiz
Unser Nachbarland feiert heute seinen Geburtstag – Grund genug, sich der Schweiz mal aus einer etwas anderen Perspektive zu nähern: mit Landkarten aus sechs Jahrhunderten über Schweine, den kalten Krieg und verschwundene Kantone.
Landkarten benütze ich meistens, um mich beim wandern zu orientieren. Dass Landkarten aber soviel mehr Informationen liefern können, ist die spannende Prämisse dieses unterhaltsamen Bandes, der uns mitnimmt auf eine große Reise durch ein kleines Land.
Es gibt sechs verschiedene thematische Blöcke („Räume & Grenzen“, „Stadt & Land“, „Krieg & Frieden“, „Transport & Tourismus“, „Menschen & Märkte“, „Visionen & Fiktionen“), anhand derer sich der Autor Diccon Bewes auf sehr amüsanten und zum Teil auch nachdenklichen Pfaden durch die Geschichte der Eidgenossen bewegt mit verblüffenden Ergebnissen:
- 1850 gab es nicht mal 30 km Bahngleise, 1914 über 5000 km
- Neuenburg war 150 Jahre lang ein preussisches Fürstentum
- die Straßenschilder in der Berner Altstadt sind immer noch fünffarbig weil betrunkene französische Soldaten im 19. Jahrhundert so noch den Weg nachhause finden konnten
- im zweiten Weltkrieg waren französische Soldaten in Lagern in der Schweiz interniert
- es gab einen „Stadtplan für Männer“ für Zürich, in dem penibel alle Bordelle und Homokneipen aufgelistet sind
- es gibt 450 Schweizer Käsesorten!
Diese Liste ließe sich noch fortsetzen, denn es ist absolut faszinierend sich in den 80 Karten von 1480 bis 2014 zu verlieren, und die dazugehörigen Texte geben spannende Blitzlichter auf einzelne Epochen der Schweizer Geschichte.
Nicht umsonst wurde dieser großformatige, wunderschön gestaltete Band zu einem der schönsten Schweizer Bücher des Jahres 2015 gewählt. Einen Eindruck davon bekommt man beim „Büro 146“, das für das Design verantwortlich zeichnet.
Diccon Bewes, „Mit 80 Karten durch die Schweiz. Eine Zeitreise“, Hier und jetzt Verlag, 2014, 74 CHF