Tour: Die Minen von Cogne
Los geht’s
Start ist in der kleinen Siedlung Montroz, die man schnell hinter sich lässt und in den schönen Wald oberhalb des Urtier-Tals eintaucht. Schon hier findet man Überreste der drei Seilbahnen, die einst Colonna mit Miniera im Tal verbunden haben.
Man überquert ein paar Bäche (*) bis man zur Wegkreuzung kommt, an der Weg 7 von Champlong dazustößt. Weiter Richtung Colonna, nun schweißtreibend in kleinen Kehren mit Blicken auf die alten, verfallenen Gebäude. In diesem Abschnitt findet man viele Glassscherben, Knochen und Metallteile, da man hier durch die frühere Abfallhalde der Minen läuft. Der letzte Aufschwung verläuft kurz durch Felsen etwas steil, dann steht man über den Gebäuden.
(*) Der Weg 5 von Montroz/Moline nach Colonna ist durch ein Schild bzw. eine Kette wegen eines Erdrutsches („Frana“) gesperrt. Der Grund ist ein Bergbach, der im Frühjahr über sein Bett getreten ist und viel Geröll abgelagert hat. Inzwischen gibt es einen guten ausgetretenen Weg durch das fast trockene Bachbett. Trotzdem Vorsicht nach Regenfällen und Gewittern. Begehen auf eigene Gefahr!
Die Überreste von Colonna
Die alten Gebäude sind größtenteils so baufällig, dass man sie nicht betreten sollte, weswegen das Gelände umzäunt ist. Es lohnt sich aber, vor zur Kirche zu laufen, um einen näheren Blick auf die Überreste zu werfen. Links sieht man einen verrammelten Zugang zu den Minen, rechts kann man vorsichtig in ein verlassenes Haus schauen.
Hier befindet man sich auch direkt über der imposanten Abraumhalde, die man vom Tal aus schon sieht. Ebenfalls sichtbar ist die Linie der Seilbahnen, die über Costa del Pino runter nach Miniera führten.
Weiter zu den oberirdischen Minen
Wer schon genug hat, nimmt den Weg Nr. 9 ins Tal über Costa del Pino. Alle anderen steigen unter den Strommasten hindurch auf nach Liconi, der ursprünglichen, oberirdischen Abbaustelle der Minen auf 2500 m. Man durchquert ein verwirrendes System aus Hügeln, alten Mauerresten und Felsenbrocken. Viel davon sind Reste von wieder zugeschütteten Öffnungen im mineralreichen Stein.
Oberhalb beginnen die alten Moränen, auf deren Rücken man mühsam an Höhe gewinnt. Immerhin findet mal als Trostpflaster oft Edelweiß direkt am Weg!
Gipfelsturm
Auf ca. 2880 m ist man auf der unteren „Schulter“ des Monte Creya angekommen. Von hier blickt man ins Grauson-Tal und nach Tsaplana auf der gegenüberliegenden Talseite.
Die Landschaft ändert sich abrupt und wird steinwüsten-ähnlich mit rötlichen Felsen. Jetzt gilt es, die letzten anstrengenden Höhenmeter bis zum Gipfel auf 3015 m überwinden.
Belohnt wird man mit Tiefblicken zum Lago Money direkt unterhalb und aufs gesamte Grauson-Tal von den Lagi di Lussert bis zur Punta Tersiva, dem Mont Blanc im Westen und praktisch dem gesamten unteren Cogne-Tal mit Gran Paradiso und Gletschern im Süden.
Und wieder zurück
Der Rückweg erfolgt bis zu den Gebäuden von Colonna auf dem selben Weg. Hier wendet man sich nach rechts und steigt nun wieder in einer ganz anderen, gelblichen Felsart etwas bröselig und ausgesetzt in Serpentinen zum Wegweiser auf ca. 2300 m.
Der linke Weg führt nach Costa del Pino, der zweiten, jüngeren Minenstätte aus den 1950er Jahren, an der vorbei man auf dem Wanderweg immer wieder den Fahrweg kreuzt.
Oberhalb des „Maison Blanche“, der alten Minenbahnstation, bleibt man auf dem Wanderweg und geht dann die letzten Meter durch schönen Wald bergab. Noch über eine kleine Brücke, dann durch Montroz (Brunnen!) hindurch und zurück zum geparkten Auto an der Straße.
Es gibt einen Sentiero della Miniera di Cogne, dessen Tafeln man immer wieder etwas unsortiert am Wegesrand findet (auf italienisch, französisch und englisch). Umfassender ist ein Besuch des Miniera-Museums in Gimillan.
Exkurs: Der Bergbau in Cogne
Heute denkt man bei Cogne an Skifahren und den Nationalpark Gran Paradiso. Doch bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts war Cogne vor allem bekannt für eines: seine Minen.
Die Geschichte des Bergbaus im Cognetal beginnt wahrscheinlich schon zur Zeit der Salasser und Römer (also vor ca. 2000-2500 Jahren).
Der Anfang der Minen
Zunächst wurde oberirdisch begonnen, in Liconi auf 2500 m Magnetit abzubauen, was aufgrund der großen Höhe jahreszeitlich nur eingeschränkt möglich war. Der Transport des Minerals ins Tal gestaltete sich auch schwierig: es wurde auf Schlitten verladen, mit denen die Männer den steilen Hang im Zickzack hinunterrasten.
Die Strecke wurde immer wieder unterbrochen von kleinen „Notfallrampen“, denn bremsen war mit dieser Ladung kaum möglich und nur so konnte man die Geschwindigkeit beeinflussen. Tödliche Unfälle waren – wenig überraschend – an der Tagesordnung.
Mühsame Handarbeit
Das Mineral konnte nicht in Cogne direkt verarbeitet werden, sondern musste mühsam erst nach Vieyes und später auf Mulis nach Aymavilles bzw. runter ins Tal nach Aosta transportiert werden (eine durchgehende Straße gibt es erst seit dem späten 19. Jahrhundert!).
Aufgrund dieser Hindernisse lag die Minenarbeit im 17. Jahrhundert praktisch still, denn die Minenrechte gehörten den Bewohnern des Cogne-Tals selbst. Die allerdings verfügten nur über wenig Kapital und mussten alles in Handarbeit machen.
Aufschwung durch Grappein
Anfang des 19. Jahrhunderts kurbelte der Bürgermeister von Cogne, Dr. Cesare Grappein, den Abbau wieder an, indem er ein System etablierte, bei dem alle Dorfbewohner etwas vom Erz abbekamen. Der weitere Transport musste selbst organisiert werden und wer das nicht konnte, hatte die Möglichkeit, durch den Verkauf seiner Transportrechte trotzdem etwas damit zu verdienen. Das abgebaute Volumen hielt sich dennoch in engen Grenzen, da alles immer noch nur von Hand abgebaut wurde.
Höhepunkt durch die Weltkriege
Erst mit den beiden Weltkriegen im 20. Jahrhundert explodierte der Bedarf an Eisen weltweit und führte auch in Cogne zu einer starken Intensivierung des Abbaus. Zuerst wurde in den 1930er Jahren Colonna auf 2400 m gebaut, das Platz für über 500 Minenarbeiter bot, die sogar einen eigenen Kinosaal hatten.
Nun wurde der Berg systematisch durchbohrt und das gewonnene Erz mithilfe von Seilbahnen ins Tal transportiert. Für den weiteren Weg legte man eine Eisenbahnlinie quer durch den Berg von Epinel nach Aque Fredde bei Pila/Aosta an, die damals als beispiellose Ingenieursleistung galt (der Tunnel ist fast 8 km lang).
Überhaupt war der Abbau auf dieser Meereshöhe so herausfordernd, dass hier viele Innovationen entwickelt wurden, die lange als weltweit führend im Minenbau galten.
Langsamer Niedergang
In den 1950er Jahren baute man die kleinere Station Costa del Pino auf ca. 2000 m, aber der Niedergang war schon unaufhaltbar. 1979 schlossen schließlich alle Minen.
Minenüberreste überall
Die Spuren der Minen sind auf Schritt und Tritt zu entdecken: neben den großen Gebäuden Colonna und Costa del Pino gibt es noch das Miniera-Gelände, auf dem sich heute u. a. das Besucherzentrum des Nationalparks befindet.
Cogne hatte einen Bahnhof, der heute von der Straße aus kaum zu sehen ist. Auf der anderen Flussseite gegenüber des Friedhofs befindet sich noch die Bahntrasse mit dem Tunneleingang. Unterhalb davon ist eine große Abraumhalde aus feinem, grauen Schutt zu sehen.
Links
Bilder
Karte und Info
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- Länge: ca. 12 km
- Aufstieg/Abstieg: ca. 1320 Hm
- Höchster Punkt: ca. 3015 m
- Typ: Rundweg
- Start/Ziel: Gimillan, Gemeinde Cogne, Aostatal, Italien
- Anforderungen: heiß, Trittsicherheit erforderlich (T3).
- Beste Jahreszeit: Mai bis September (ohne Gipfel bis Oktober)